IEC 61918: NEUE AUSGABE MIT VORGABEN FÜR SPE-NUTZUNG

Mit Single Pair Ethernet (SPE) steht Industrieanwendungen endlich eine Infrastruktur zur Verfügung, die die Nutzung von Ethernet-Protokoll von der Cloud bis an jeden Sensor der Feldebene ermöglicht. Platz- und ressourcenschonend können Daten und Leistung in Bereiche übertragen werden, die bisher für Ethernet unerreichbar waren. Um SPE zuverlässig und nach prüfbaren Regeln implementieren zu können, bedarf es internationaler Normen, die die Verwendung von SPE festlegen. Einen wichtigen Beitrag leistet die neue IEC 61918, für welche im März 2022 eine neue Ausgabe erschienen ist.

Im Kurzinterview beatwortet Matthias Fritsche, Head of Technical Working Group im SPE Industrial Partner Network e.V. drei wichtige Fragen rund um die neue Ausgabe der IEC 61918.  

Was beschreibt die neue Ausgabe der Norm und welche Auswirkungen hat sie auf die Markteinführung von SPE?

Die IEC 61918 beschreibt die Installation von Kommunikationsnetzen in Industrieanlagen, ganz speziell in den sogenannten „automation islands“. Darunter versteht man die Datenverkabelung innerhalb von Maschinen und Anlagen. Diese neue Ausgabe enthält jetzt auch die Vorgaben zur Nutzung von SPE und gibt dem Anwender genaue Informationen welche Kabel und Steckverbinder er einsetzen muss und wie die Verkabelung auszuführen ist. Auch Angaben zur Anzahl der zulässigen Anzahl von Verbindungsstellen, der Steckverbinderbelegung, dem Aderquerschnitt und der Kabellänge und viele weitere Details sind hier zu finden.

 

Welchen Bezug hat die neue 61918 auf bestehende Connectivity Normen wie die IEC 63171 Reihe?

Die IEC 61918 referenziert auf die „Industrial Style“ SPE Steckverbinder der IEC 63171-6 und gibt auch Hinweise, welche dieser M8 oder M12 Varianten je nach Kabeltyp optimal geeignet ist. Damit werden, wie auch in der neuen Ausgabe der ISO/IEC 11801-3 für die Industriegebäudeverkabelung, die gleichen Steckerbindertypen spezifiziert und damit gibt es für alle industriellen Anwendungen eine klare und einheitliche Definition der Schnittstellen. Das ist sehr wichtig für die Geräteentwickler und Anwender, denn eine einheitliche Schnittstellendefinition ist elementar wichtig für die Markteinführung von SPE.

 

Was ist Ihre persönliche Einschätzung hinsichtlich der Marktentwicklung von SPE in der Industrie.

Aktuell wird die neue Technik sehr intensiv im Markt, in den Nutzergruppen und Herstellern diskutiert. Nach einer ersten sagen wir mal Hype Phase, kühlt sich die Wahrnehmung von SPE am Markt nun etwas ab und wir sehen wirklich erste Projekte und die ersten realen Produkte mit SPE Technologie im Markt. Um relevante Umsätze zu generieren, benötigt man üblicherweise 8 – 10 Jahre. Nach meiner Einschätzung wird man somit ab 2025 in der Industrie nennenswerte Umsätze mit SPE Produkten sehen.

 

Mehr zum Thema SPE Normung erfahren Sie in unserer Application Note "SPE Normung".

 

 

Über Matthias Fritsche:

Matthias Fritsche studierte Elektrotechnik an der TU Ilmenau und ist seit 2006 bei HARTING in Espelkamp als Produktmanager für Ethernet Datensteckverbinder und Verkabelungssysteme tätig. In seiner Funktion als Senior Expert Ethernet Connectivity ist er Mitglied in diversen Industrial Ethernet Nutzergruppen wie beispielsweise der PNO für PROFINET, ODVA für Ethernet/IP, ETG für EtherCAT, VNO für Varan sowie Normengremien bei IEC und TIA. Seit 2015 ist er in der IEEE 802.3 (Ethernet Arbeitsgruppe) tätig und treibt dort z. B. Standards für neue Übertragungsverfahren wie Single Pair Ethernet, Remote Powering usw. mit voran.